Unfall

21.09.2018 Meldung

MSC Flaminia: US-Gericht sieht Schuld bei Chemiehersteller und Container-Operator

Laut Infodienst The Maritime Executive haftet Produzent Deltech für 55 Prozent der Schäden, Operator Stolt Tank Containers für 45 Prozent.
Flaminia Containerschiff Feuer 1200

Durch die Explosion am 14. Juli 2012 gab es Tote und Verletzte unter der Besatzung und schwere Schäden an Schiff und Ladung.

©Foto: Havariekommando/Picture Alliance/dpa

Das US-Bezirksgericht für den südlichen Bezirk von New York sieht im Fall der Explosion an Bord des Containerschiffes MSC Flaminia im Jahr 2012 die Verantwortung auf Seiten des Frachtherstellers Deltech und des Operators Stolt Tank Containers. Das berichtet der Informationsdienst The Maritime Executive auf seiner Homepage.

Auf der Fahrt von New Orleans nach Antwerpen war am 14. Juli 2012 an Bord des Schiffes ein Feuer ausgebrochen. Während der Vorbereitung für die Löscharbeiten kam es dann zu einer Explosion, die drei Besatzungsmitglieder tötete und zwei schwer verletzte sowie große Schäden an Containern und dem Schiff selbst verursachte.

Im Vorfeld des Prozesses hatten die Ermittler bereits festgestellt, dass die Explosion das Ergebnis einer außer Kontrolle geratenen chemischen Reaktion in drei Tanks mit Divinylbenzen (DVB) gewesen war (siehe dazu auch den Beitrag „Polymerisationsfähige Stoffe: Geheimnisvolle SAPT“ vom 3. Mai 2017).

Nach Ansicht des Gerichts, so der Bericht des Informationsdienstes, kannte der Hersteller die Neigung der Substanz, selbst zu polymerisieren und große Wärmemengen zu erzeugen, wenn sie Temperaturen von mehr als 85 Grad Celsius über einen längeren Zeitraum ausgesetzt wird. Dennoch seien die Tankcontainer mit achtzigprozentigem DVB im Terminal New Orleans zehn Tage in der Sonne gelagert worden, bevor sie an Bord der Flaminia gingen. Dort wurden sie neben einer erhitzten Ladung Diphenylamin und in der Nähe der beheizten Bunker-Treibstofftanks des Schiffes verstaut und damit auch während der Reise einer höheren als der normalen Temperatur ausgesetzt.

Auf der Grundlage von Expertenaussagen, dass die Lagerbedingungen vor und nach der Beladung die Ursache für die chemische Reaktion und die anschließende Explosion seien, habe das Gericht nun festgestellt, dass nur der Hersteller Deltech und Stolt Tank Containers die Verantwortung für das Unglück tragen. Insbesondere treffe den Reeder Conti, den Schiffsbetreiber NSB und den Seefrachtführer MSC kein Verschulden.

Wie The Maritime Executive weiter berichtet, hat die vorsitzende Richterin Katherine B. Forrest Deltech einen Anteil von 55 Prozent der Haftung übertragen. Stolt wurden die restlichen 45 Prozent für seine Rolle bei der Organisation der Beförderung zugewiesen. (gg/gh)

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