Innovationspreis GEFAHR/GUT

04.06.2021 Praxisbericht

Innovationspreis GEFAHR/GUT 2021: Kleines Kästchen, große Wirkung

Für die Entwicklung der „Smart Cap“, die Messdaten von IBC aufzeichnet und über eine Web-Applikation verfügbar macht, hat die Firma Packwise den Innovationspreis GEFAHR/GUT 2021 erhalten.
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Die Smart Cap ermöglicht das weltweite Management von Kombinations-IBC.

©Foto: Packwise GmbH

Ortung und Verfolgung von Versandstücken sind heute kein wirkliches Problem mehr – auch weltweit. Schwieriger ist es, sollen während des Transports Daten wie Temperatur, Bewegungsschocks oder – etwa bei Flüssigkeiten in IBC – Füllstände erfasst und in Echtzeit übermittelt werden. Vollends problematisch wird es, wenn sich das zu überwachende Objekt im Inneren eines Gebäudes befindet. Die Übertragung von GPS-Daten zur Ermittlung des Standorts ist dort mangels Empfang oft nicht möglich.

Die erst im Jahr 2017 gegründete Dresdner Firma Packwise hat sich dieser Probleme angenommen und mit der „Smart Cap“ ein Gerät entwickelt, das Messdaten von IBC aufzeichnet und sie an den Firmenserver überträgt. Dieser stellt die Daten in eine Web-Applikation, aus der sie abgerufen werden können beziehungsweise die die Kunden beim Erreichen vorgegebener Grenzwerte automatisch benachrichtigt. Für diese Lösung hat das Unternehmen nun den Innovationspreis GEFAHR/GUT 2021 erhalten.

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©Foto: Springer Fachmedien München GmbH

Auf die Blase geklebt

Die Packwise Smart Cap ist eine kleine Vorrichtung, die auf Kombinations-IBC montiert werden kann. Sie ermittelt Daten über Standort, Füllstand, Bewegung und Temperatur und bildet sie auf der Internetplattform „Packwise Flow“ ab. „Zu unserer Lösung gehören drei Komponenten“, erläutert Felix Weger, Mitgründer, Gesellschafter und Produktmanager von Packwise, und zählt auf: „Nummer eins: Unsere Smart Cap wird am IBC befestigt und zeichnet die Daten auf. Die zweite Komponente ist die Übertragung per Mobilfunk an unseren Server. Und als Drittes stellen wir die Daten in eine Web-Applikation, in die sich der Kunde einloggen und seine Containerflotte managen kann.“

Da die Smart Cap innerhalb des Stahlkäfigs auf die IBC-Blase geklebt wird, bleibt die bauartbedingte Zulassung des Containers für Gefahrgut erhalten. Füllstandsmessungen sind allerdings nur durch Kunststoff hindurch möglich, weswegen der Einsatz an Metall-IBC bauliche Veränderungen erfordert und demnach eine erneute Prüfung und Zulassung notwendig wäre. Im Lebensmittelbereich, wo das System ebenfalls eingesetzt wird, ist dies kein Problem.

Fehlenden GPS-Empfang in Gebäuden umgeht die Smart Cap mithilfe eines eingebauten WLAN-Moduls. Ein Bewegungssensor steuert die Sendeintervalle, weitere Sensoren erfassen den Füllstand und die Umgebungstemperatur. Ein Beschleunigungssensor gibt Aufschluss über Erschütterungen oder Schieflagen des IBC beim Transport.

Die ermittelten Daten landen schließlich auf der Plattform Packwise Flow, wo sie analysiert und über die Web-Anwendung tabellarisch, grafisch und auf einer Karte dargestellt werden können. Die Anwendung informiert die Kunden auch per Push-Nachricht über Abweichungen von Parametern sowie Veränderungen der IBC-Eigenschaften. Die dazu nötigen Werte hinterlegt der Nutzer in den Stammdaten auf der Plattform. „Hier kann man beispielsweise Temperaturschwellen definieren, die verwendet werden, um automatisch Alarm beim Kunden auszulösen“, erklärt Weger.

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Die Packwise-Gründer (v. l.) René Bernhardt, Gesche Weger und Felix Weger

©Foto: Ronald Bonss/Packwise GmbH

Lange Lebensdauer

Dank der lückenlosen Nachverfolgung der Container verspricht Packwise nicht nur eine Minimierung der Verlustrate, sondern auch die rechtzeitige Rückholung der Behälter zu den Prüfintervallen. Die Smart Caps selbst werden von Lithiumbatterien versorgt, die länger leben als die IBC. „Bei Tests mit guten Voraussetzungen kommen wir auf 7000 bis 10.000 Mess- und Sendezyklen“, sagt Felix Weger und ergänzt: „Bei einer Übermittlung pro Tag, was für viele unserer Kunden ausreichend ist, sind wir also bei über 15 Jahren.“ Die Geräte können daher mit dem entsprechenden Werkzeug von der Blase gelöst und auf dem nächsten Behälter befestigt werden. Ein Batteriewechsel durch den Anwender ist nicht vorgesehen. Zum Ende ihrer Lebenszeit müssen die Geräte zurück zu Packwise geschickt werden, wo sie eine neue Batterie und eine Aktualisierung erhalten, sofern dies nach so langer Zeit noch sinnvoll ist.

Ganz billig sind die Smart Caps nicht. Zwar ist der Preis mengenabhängig, doch nennt Weger „eine Größenordnung von 100 Euro pro Gerät“. Dazu komme eine monatliche Gebühr von maximal sechs Euro, „je nachdem, welche Funktionalitäten Sie freischalten.“ Viele der über 30 Pilotkunden, mit denen Packwise in den letzten Monaten sein System getestet hat, waren daher Firmen, die hochpreisige Chemikalien produzieren.

Doch auch im Chemiehandel, wo es in der Regel um Commodities geht, also niedriger bepreiste Ware, ist der Produktmanager nach eigenem Bekunden auf großen Anklang gestoßen. Hier stehe allerdings nicht das Produkt im Vordergrund, sondern der Zugriff auf geleerte Container, um diese schneller wieder in den Kreislauf zu bringen. Darüber hinaus könne der Handel seinen Kunden das Bestandsmanagement der IBC als zusätzliche Dienstleistung anbieten.

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Die Smart Cap wird innerhalb des Käfigs auf der Blase des IBC befestigt und verändert damit nicht die Bauart.

©Foto: Packwise GmbH

Anfang des Jahres hat Packwise mit der Serienfertigung der Smart Caps begonnen. Ziel des Unternehmens ist es, in den ersten 24 Monaten 100.000 IBC mit dem Gerät auszustatten. Und dabei soll es nicht bleiben: Weitere Anwendungsfelder sieht die Firma bei stationären Tanks und Silos, Getränkefässern und sogar mobilen Toiletten. Gemeinsam mit einem Logistiker habe man zudem ein Projekt gestartet, um zu untersuchen, ob das System auch bei Tankcontainern angewendet werden kann.

In einem anderen sehr sensiblen Einsatzfeld ist man sogar schon einen Schritt weiter. „Wir arbeiten gerade an der Zulassung für explosionsgeschützte Bereiche“, sagt Felix Weger und ergänzt: „Bis zum vierten Quartal dieses Jahres soll die ATEX-Zulassung vorliegen.“

Rudolf Gebhardt

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